,Was ist ihre Arbeit hier, in Prosa der deutschsprachige Sprach?‘ Mehrsprachige Räume der Begegnung und Empathie in Tomer Gardis Roman broken german

VLASTA S
2019-01-01

Abstract

Beim 40. Ingeborg-Bachmann-Preis 2016 hat der israelische Autor Tomer Gardi mit einem Ausschnitt aus seinem Roman broken german für Verwirrung und Diskussionen, u.a. über die Frage, ob die Bedingung für die Teilnahme an einem Literaturwettbewerb nicht die Beherrschung der Sprache sein müsste, gesorgt. Der im titelgebenden „broken German“, also gebrochenem, fehlerhaftem Deutsch verfasste Text ist in der Tat ein „anspielungsreiches, anspruchsvolles und vergnügliches Plädoyer für die Sprachenvielfalt in der einen Sprache“, wie es im Werbetext des Verlags heißt. In vorerst scheinbar losen, später jedoch raffiniert verknüpften Episoden wird von ImmigrantInnen in Berlin erzählt, von Treffen mit Freunden in Lokalen und in Call-Shops, von einer absichtlichen Kofferverwechslung, durch die Identitätsverlust und -findung auf überraschende Weise thematisiert werden, von der deutschen Besatzung in Rumänien, von der Aufarbeitung deutsch-jüdischer Geschichte und vielem mehr. Dabei ist das Buch auf mehreren Ebenen mehrsprachig, so zum Beispiel (1) in der Figur des (streckenweisen Ich-)Erzählers, dessen Erstsprache offensichtlich nicht Deutsch ist, (2) im broken German als Kunstsprache, als artifizieller/ästhetisierter/literarisierter Varietät des Deutschen, (3) in der expliziten Mehrsprachigkeit – im Text sind neben dem Deutschen auch andere Sprachen und deren Sprecher präsent, (4) im Metadiskurs über Sprache (sowie über Literatur und Erzählen) etc. Der vorgeschlagene Beitrag analysiert, wie auf Grundlage dieser Mehrsprachigkeit die Affektivität von Sprache (und die besondere Affektivität, die in mehrsprachigen Kontexten entstehen kann) bei Gardi auf der inhaltlichen Ebene narrativ dargestellt, auf der formalen Ebene performiert und damit auf der poetologischen Ebene reflektiert wird. Nicht zuletzt ist zu fragen, wie der Text gleichzeitig die Emotionen der (deutschsprachigen) LeserInnen anspricht (und zum Teil affektive Prozesse in der Rezeption vorwegnimmt), wie schon die Jury-Diskussion beim Bachmann-Preis gezeigt hat.
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Utilizza questo identificativo per citare o creare un link a questo documento: https://hdl.handle.net/11567/1102259
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